Foto: Franz Kälin
Foto: Franz Kälin

Eine Zeitreise durch 150 Orchesterjahre

Am vergangenen Sonntagabend fand das grosse Jubiläumskonzert zum 150-jährigen Bestehen des Einsiedler Orchestervereins im «Zwei Raben» statt. Dem Publikum wurde in jeder Hinsicht ein überzeugender Querschnitt durch die vielfältige Vereinsgeschichte geboten.

ank. Mit dem «Jubiläumsmarsch 1916», komponiert vom ehemaligen Vereinsdirigenten Viktor Eberle, der dieses Amt nicht weniger als 42 Jahre innehatte, hätte dieses Jubiläumskonzert wohl nicht passender eröffnet werden können. Die aktuelle Vereinspräsidentin Ruth Thalmann begrüsste danach das äusserst zahlreich erschienene Publikum und gab das Wort gleich an Zeno Schneider weiter. Dieser moderierte den gesamten Anlass auf pointierte Weise mit einer Vielzahl Anekdoten aus der ereignisreichen Vereinsgeschichte und verknüpfte die Episoden mit zahlreichen bedeutsamen Begebenheiten aus der Lokal- und der Weltgeschichte. Daneben wurden sogar noch Originaldokumente aus der Orchestergeschichte und passende Bilder auf eine Leinwand projiziert.

Alt und Jung gemeinsam

Klassik stand im Fokus des ersten Programmteils: Dem «Glühwürmchen-Idyll», einer verspielten Komposition von Paul Lincke, folgte das bekannte Intermezzo aus «Cavalleria Rusticana» von Pietro Mascagni und die Schreibende versuchte, sich ins 19. Jahrhundert zurückzuversetzen, als noch Pferdefuhrwagen im Rabennest unterwegs waren.

Salonmusik durfte im Programm natürlich ebenso wenig fehlen: Die stimmungsvolle «Harlekin-Polka» von Johannes Richardy war für das rund dreissigköpfige Orchester bestens geeignet. Die Mitglieder musizierten mit viel Hingabe und liessen sich von Intonationstrübungen nicht beeinflussen. Erfreulich der ausgebaute Bläsersatz und dass einige Jugendliche und junge Erwachsene im Verein mitspielen. Mit «Neues Jahrhundert, neues Leben» von Carl Michael Ziehrer, einem Werk aus dem Konzertprogramm aus dem Jahre 1900, wurde der erste Konzertteil abgeschlossen.

Tänzerisch und wesentlich moderner, nämlich mit Scott Joplin’s «Ragtime Dance» und einem südamerikanischen «Blue Tango» ging es dann zu Beginn des zweiten Konzertteils weiter, bevor sich die Musiker und das Publikum mit Emil Waldteufels Stück «Die Schlittschuhläufer» gedanklich auf eine Schlittschuhfahrt auf den gefrorenen Sihlsee begaben.

Schreibmaschine als Instrument

Meinrad Küchler, während beinahe 20 Jahren selber Dirigent des Orchestervereins, interpretierte im Anschluss das gefühlvolle Largo und das virtuose Allegro aus dem «Winter» von Antonio Vivaldis «Vier Jahreszeiten» ausdrucksstark und leidenschaftlich auf seiner Violine. Das Orchester begleitete sehr subtil und Pater Lukas Helg bereicherte das Werk mit Cembaloklängen.

Nach dem Beatles-Klassiker «Yesterday» fand das Konzert mit Leroy Andersons «Typewriter» und dem unbekümmerten Solisten Mathias Brandenberger an Schreibmaschine und Glocke einen eindrücklichen Abschluss.

Ein Kompliment gebührt an dieser Stelle der musikalischen Leiterin Lucia Canonica, welche zugleich Geburtstag feiern durfte: Sie führte sicher durch das Programm und verstand es einmal mehr, ihre Musikerschar mit viel Engagement auf dieses Jubiläumskonzert vorzubereiten. Die Konzertbesucher spendeten warmen Applaus und verlangten nach zwei Zugaben. Mit dem bekannten «Radetzky Marsch» und einer Wiederholung des «Typewriters» kamen die Aufführenden diesem Wunsch gerne nach.

Im Anschluss an das rund 90-minütige Konzert waren alle Anwesenden noch zu einem reichhaltigen Apéro ins Foyer des «Zwei Raben» geladen.

 

Zeitungsbericht über das Jubiläumskonzert vom 30.10.2016